Höhlentauchen in den Gebieten Ardéche, Herault und Lot/Dordogne (Mai/Juni 2001)Diese Tour mit zwei meiner besten Freunde ist schon etwas länger her und hatte es aufgrund der Länge (4 Wochen!) und des Programms, das geplant war, ganz schön in sich. Wir hatten vor, neben der uns schon bekannten Lot/Dordogne - Region zwei weitere Gebiete Frankreichs kennenzulernen. Damit unsere Gase auch bis zum Ende reichten, wurde jede auffindbare Flasche befüllt und mitgenommen. Am Ende kamen 600kg an Equipment zusammen und alles sollte in meinen Passat hineinpassen! Und irgendwie gingīs dann auch;-)
Das aus dem flachen Eingang herausfließende Wasser sah recht verheißungsvoll aus. Ich kroch als Erster hinein, um die Führungsleine zu verlegen. Beim Abtauchen sah alles noch ganz ansprechend aus. Etwas eng zwar, aber über 10m Sicht. Schnell verflog jedoch die Euphorie, denn dicke Sedimentwolken erhoben sich mit der kleinsten Bewegung vom Boden! Hinzu kam, daß keine vernünftige Befestigungsmöglichkeit für die Leine zu finden war. Ich zwängte mich trotzdem durch und kam nach 10m in einen ausgeleinten 2 x 3m großen Gang. Dort wartete ich 1 - 2 Minuten auf Ulrich, der jedoch nicht folgte. Was tun? Da die Sicht im Eingang gen Null gegangen war und ich nicht beim Zurücktauchen mit meinem Tauchpartner frontal zusammenprallen wollte, entschied ich mich, kurz weiter in die Passage hineinzutauchen, damit sich das Sediment in der Zwischenzeit etwas legen konnte. Nach 30m kam ein Tī. Rechts führte die Leine steil hinauf in eine sichtbare Luftglocke. Ich bog links ab und tauchte weitere 30m später in einem halbtrockenen Gang auf, der 10m weiter einen Rechtsknick bildet und dadurch uneinsehbar wurde. Ich kehrte aber um, um mich zu vergewissern, daß mein Freund nicht irgendwo im Ausgang hängengeblieben war. Dort angekommen, bot sich mir noch das gleiche Bild wie beim Verlassen. Nix zu sehen! Ich mußte aber trotzdem jetzt hinaus, um bei meinen Freunden nicht Unruhe aufkommen zu lassen. Also Reel gepackt und langsam die Leine aufrollend hinein in den Spalt. Nach kurzem hing ich schon das erste Mal fest. Zwei Meter weiter dasselbe. So müssen sich Sardinen in einer Fischbüchse fühlen;-((. Da ich beide Hände benötigte, um mich vorwärtszuschieben, ließ ich das Reel fixiert zurück und tastete mich langsam an der Leine entlang, einige schlimme Gedanken im Hinterkopf mit mir führend (dummer Taucher in schlammiger Eingangsspalte verklemmt und jämmerlich ertrunken!) Nach wenigen Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, wurde es sichtlich heller und geräumiger. Ich streckte den Kopf aus dem braunen Wasser und fand meinen Tauchpartner wohlbehalten, aber mit einem ähnlich schaurigen Gesichtsausdruck wie dem meinen, vor. Er war nach wenigen Minuten erfolgloser Wegsuche umgekehrt. Clever, der Lange;-) Ich hoffe, diese Schilderung ist denjenigen, die vielleicht vorhatten dort zu tauchen Warnung genug, die Finger davon zu lassen. Bei der Anzahl an fantastischen Höhlen in der Gegend lohnt sich das Risiko absolut nicht!!!
Die Fahrt dauerte nicht lang, da diese Gegend nur ca. 150km von der Ardéche entfernt ist. Wir entschieden uns, nahe der Stadt Ganges zu zelten, da viele Höhlen in ihrer Nähe liegen. Einen Campground zu finden, war dann gar nicht so einfach, da dieses Gebiet nicht sehr stark Touri-frequentiert ist. Der erste war gleich mal geschlossen, aber beim nächsten klappte es dann. Nachdem die Zelte aufgebaut waren, wollten wir noch ein wenig in der Gegend herumfahren, um einen ersten Eindruck zu bekommen, denn keiner von uns dreien kannte dieses Fleckchen. Leider kamen wir zu dem Schluß, daß es hier wohl noch etwas anstrengender werden würde, was den Anmarsch zu den meisten Höhlen angeht. Entweder hast du sehr weite Strecken bis zu den Höhlen zu bewältigen oder die Eingänge sind flacher und länger als beispielsweise in der "Trou Madame" im LOT. Es half alles nix. Irgendwie muß man ja inīs Wasser kommen. Für den kommenden Tag hatten wir uns dann gleich eine der bekanntesten Höhlen ausgesucht, die "Gouneyras". Die Anfahrt gestaltete sich als sehr schwer und aufwendig! Von der Hauptstraße führt mehrere km ein sehr schmaler, unasphaltierter Weg hinunter in ein Tal, wobei man sich immer in Gegenwart einer ziemlich steil aussehenden, sofort neben dem Weg abfallenden Schräge befindet. Oi,oi,oi... Irgendwann muß dann eine kleine Brücke überquert werden, deren letzte Bretter kurz or unserem Eintreffen von einem Belgier notdürftig mit Kabelbindern fixiert wurden! Einige hundert Meter weiter ist dann der leichte Teil getan. Es geht anīs Ausladen. Das Equipment muß nun einen steilen Schotterhang hinabgeschleppt werden. Zur Sicherheit hatten wir ein Seil entlang des Weges befestigt. Einige Meter hinter dem Hang folgt ein etwa 20m hoher Absatz, an dessen Fuße ein großer, wunderschön aussehender Quellteich liegt. Wie das Zeug da runterbekommen? Wir hatten 2 Alternativen:
2. Eine Seilbahn bauen! Wir entschieden uns für die zweite Möglichkeit. Dazu wurde ein Seil von oben herab quer über den Teich gespannt. Darin klinkten wir einen Karabiner ein, der mit einem Zugseil bewegt werden konnte. Dann Flaschen einhängen und ab geht die Post. Ein paar Belgier, die ebenfalls dort tauchen wollten, staunten enicht schlecht, denn sie hatten ihre Doppel-18 Geräte zu Fuß hinuntergewuchtet! Nachdem alles sicher unten angekommen war, stiegen wir oben in unsere Trockis und kletterten hinunter, um endlich inīs Wasser zu kommen. Die Sicht war nicht ganz optimal und lag bei etwa 15m. Zur Deko hängten wir Stages mit O2 auf 6m. Dann begann der Abstieg. Es ging zügig im leicht abgeschrägten, aber fast senkrechten Schacht über wilde, zerklüftete Felsen hinab auf den Grund in 51m Tiefe. Der Gang war riesig und nicht überschaubar. Wir hielten uns nur kurze Zeit auf, um dann langsam den Wiederaufstieg zu beginnen. Will man mehr von der Höhle sehen, dann nur mit Trimix, was uns leider zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Verfügung stand. In etwa 30m Tiefe erblickte ich bereits den Ausgang. Es sah traumhaft aus! Nach 30min. waren wir zurück an der Oberfläche. Mancher mag nun sagen, die Mühe lohne sich für das kurze Vergnügen nicht. Ich bin da aber anderer Meinung. Und wer die unglaubliche Naturkulisse dort schon mal live erleben durfte, wird mir sicherlich zustimmen. Gut 200m Flußabwärts liegt die "Gouneyrou", die wir uns zwei Tage später anschauten. Auch eine Wahnsinnshöhle mit einer unglaublichen Deckenplatte! Aber am nächsten Tag ging es erst einmal zur "Sorgues". Diese Quelle lag ein wenig entfernter von unserem eigentlichen Operationsgebiet. Das Quellwasser wird für eine der größten frz. Forellenzuchtanlagen benutzt. Bevor man tauchen gehen möchte, muß beim Besitzer unbedingt eine Anmeldung erfolgen, sonst könnte das ein allgemeines Tauchverbot nach sich ziehen! Die Höhle ist dann eine eher seltene Ausnahme, was die Bequemlichkeit des Anmarsches angeht. Gut 100m zu Fuß und man steht am Eingang. Das Wasser im Pool sah recht klar aus. Beim Abtauchen mußte ich meine Prognose von klar in kristallklar abwandeln. Uns boten sich die mit Abstand besten Sichtverhältnisse, seit wir in Frankreich waren. Anfangs war die Höhle recht eng und verwinkelt, doch nach etwa 50m öffnete sich ein 5 x 8m großer Gang, dem wir in Tiefen zwischen 25 - 31m 200m weit über weißen, dünenbedeckten Boden folgten. Dann mündete er in einen vertikalen Spalt, dem nach meinen Erkenntnissen bis in eine Auftauchstelle gefolgt werden kann. Auf jeden Fall ein absolutes MUß für jeden, der mal in der Nähe ist.
"Font de Pompignon": enge Höhle mit ausgezeichneten Sichtverhältnissen; trübt aber in einigen Bereichen stark ein; max. Tiefe -19m,aber nur ganz kurz, sonst 6 - 8m; Klasse-TG! Am Tage nach unserm letzten TG in der Pompignon trennte sich Ulrich von uns und trat die Heimreise nach München an, da sein Urlaub vorüber war. Sebastian und ich packten unser Zeug zusammen und brachen zu unserem letzten Ziel, der Dordogne, auf. Auf der Fahrt dahin wurde das Wetter, welches uns bis zu diesem Tage nie im Stich gelassen hatte, immer schlechter. Am Campground in St. Sulpice angekommen, gabīs gleich noch einen Dämpfer obendrauf. Der Platz war in Vorbereitung auf den frz. Unabhängigkeitstag fast komplett mit einem Rummel belegt worden. Also keine Chance, da ein Auge zuzubekommen. Frustriert zogen wir weiter auf der Suche nach einer anderen Möglichkeit, die sich dann nahe Brengues fand. Von der Fahrt und dem Drumherum ziemlich genervt entschlossen wir uns erst für den kommenden Tag, der "Emergence du Ressel" einen Besuch abzustatten.
Da vor uns ein paar Engländer zwecks Ausbildung drin gewesen waren, gab das Wasser auf den ersten 400m nicht mehr als 8 - 9m Sicht frei. Unser Ziel war, hinter den 6. Siphon 1100m vom Ausgang zu gelangen. Die Stages wurden mit 2 Dritteln Rest bei 550m abgelegt. Nach gut 40 min. Flösseln gelangten wir an den 6. Siphon und tauchten weiter. Von nun an änderte sich das Bild der Höhle vollkommen. Wenn wir vorher fast die gesamte Distanz in 2 - 4m Tiefe zugebracht hatten, so ging es jetzt schnell auf -14m hinab, um danach ständig aufzusteigen oder abzufallen. Wir schwammen an großen Felsplatten vorbei und passierten mehrere engere Stellen. Was ich als recht störend empfand, war die Leinenführung. Meist lagen mindestens 3 Leinen lose neben- und übereinander kreuz und quer im Gang und mußten an einigen Stellen sogar untertaucht werden. Man stelle sich einen Ausfall des Hauptlichts vor und tauche nur mit Backuplight an so einem Mist zurück. Na viel Spaß! Kurz vor der Auftauchstelle traten wir dann den Rückweg an. Nach 95 Minuten zurück am Ausgang schwor ich mir fürīs nächste Mal, nicht mehr ohne Scooter in diese Höhle zu gehen.
Zum Anderen die "Combe Negre", eine mir bis dato völlig unbekannte Höhle. Die war dann aber ziemlich Klasse. Sehr eng zwar auf den ersten 200m mit mehreren Auftauchstellen (max. Doppel-7, will man entspannt tauchen), aber wunderschön; max. 8m tief und wenig Sichteintrübung. Ein Geheimtipp!!
PS: Entschuldigt die teilweise schlechten Aufnahmen, aber 2001 besaß ich leider noch keine Digitalkamera;-) |